Der Bundesvorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG) Florian Köbler tritt mit Blick in die USA und auf Norwegen für weitere Vereinfachungen im deutschen Steuerrecht ein.
Die Ankündigung der amerikanischen Regierung, ihre Steuerverwaltung mit zusätzlichen 80 Milliarden US-Dollar aus dem Inflation Reduction Act zu modernisieren, habe weltweit für Aufsehen gesorgt. Die Bundessteuerbehörde der Vereinigten Staaten (Internal Revenue Service – IRS) stehe vor einer Transformation, die in den Augen Köblers auch für Deutschland von großem Interesse sein sollte. Denn die Herausforderungen, mit denen die IRS kämpft – veraltete IT-Infrastruktur, zu wenige Betriebsprüfungen und suboptimale Ressourcenallokation – seien auch der deutschen Finanzverwaltung nicht fremd.
Das Konzept der IRS ziele darauf ab, eine serviceorientierte Verwaltung zu schaffen, die mit modernster Technologie ausgestattet ist. Vorausgefüllte Steuererklärungen und eine präzise Datenanalyse sollen einerseits den Fokus der Beschäftigten auf Bereiche lenken, in denen Steuerhinterziehung besonders verbreitet ist. Gleichzeitig werde die Wirtschaft stark entlastet: Dieser Ansatz sei, so Köbler, nicht nur ein Bekenntnis zu mehr Servicequalität, sondern auch ein klares Signal, dass eine effiziente Steuerverwaltung ein entscheidender Standortfaktor für die Wirtschaft ist. Interessanterweise werde das Budget für die umfassende Modernisierung aus einem Wirtschaftsförderprogramm bereitgestellt.
Doch Deutschland sei noch weit entfernt davon, Vorreiter in Sachen Verwaltungsmodernisierung zu sein, beklagt Köbler. Dies sei ihm bei seinem Besuch der norwegischen Steuerverwaltung und ihrer Steuergewerkschaft SKL deutlich geworden. Norwegen setze auf digitale Identitäten, das „Once-Only“-Prinzip und genieße ein hohes Maß an Bürgervertrauen – über 70 Prozent der Norweger vertrauten ihrer öffentlichen Verwaltung. In Deutschland dagegen sinke das Vertrauen.
Laut DSTG-Chef Köbler belegen Studien, dass übermäßige Bürokratie das Vertrauen der Bürger in die Verwaltung schmälert. Daher sei es unerlässlich, „dass wir weiterhin für Vereinfachungen im Steuerrecht kämpfen „. Nur so könne man das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen und eine Verwaltung schaffen, die nicht nur effizient, sondern auch bürgernah ist.
Die Investition in die IRS und das Beispiel aus Norwegen sollten als Inspiration dienen, meint Köbler, um die deutsche Steuerverwaltung zukunftsfähig zu machen. Es sei an der Zeit, die Weichen für eine moderne, bestens ausgestattete Steuerverwaltung zu stellen, die sowohl den Anforderungen der Wirtschaft als auch den Bedürfnissen der Bürger gerecht wird.
Deutsche Steuer-Gewerkschaft, PM vom 14.05.2024